Appenzeller Kantonalbank

KB-Geschichte

Seit 125 Jahren stehen wir Menschen und Unternehmen bei jeglichen finanziellen Bedürfnissen zur Seite. Tauchen Sie ein in die Geschichte der Appenzeller Kantonalbank.

Quelle: Landesarchiv Appenzell I.Rh.

1900

Eine Bank fürs Volk

Kerzenlaternen erhellen noch die Gassen Appenzells, als die Appenzell-Innerrhodische Kantonalbank am 1. Januar 1900 ihren Betrieb aufnimmt. Wenige Monate zuvor hatte die Landsgemeinde der Gründung mit grosser Mehrheit zugestimmt. Gesetzlicher Zweck der staatlich abgesicherten Kantonalbank ist, die «Geldbedürfnisse» der heimischen Bevölkerung zu befriedigen, Gewerbe und Industrie zu fördern und eine Überschuldung von Grund und Boden zu verhindern. Eine Million innerrhodische Franken lässt die Kantonalbank drucken, die nach Gründung der Schweizerischen Nationalbank ab 1907 gegen Schweizer Franken ausgetauscht werden.

Quelle: Landesarchiv Appenzell I.Rh.

1910

Blütezeit der Innerrhoder Stickerei

Die Gründung der Appenzell-Innerrhodischen Kantonalbank fällt in eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs. Die Ostschweizer Stickerei entwickelt sich zum wichtigsten Exportgut der Schweiz. Das Wachstum wird nicht zuletzt durch Kredite der Appenzell-Innerrhodischen Kantonalbank finanziert – mit entsprechenden Risiken. Bereits in ihrem ersten Geschäftsjahr muss die Bank infolge eines Stickerei-Konkurses in Gonten 3’212.97 Franken (heute rund 40’000 Franken) abschreiben.

Quelle: Appenzeller Volksfreund

1929

Krise und Skandal

Eine «Heimsparbüchse» als Weihnachtsgeschenk? Das ist in Zeiten wilder Börsenspekulationen keine schlechte Idee. Am 24. Oktober 1929 kommt es in New York zum ersten Börsencrash der Neuzeit. Unzählige Unternehmen gehen Konkurs, tausende Anleger sind ruiniert. Die Appenzell-Innerrhodische Kantonalbank bleibt scheinbar vom Crash unberührt, bis 1932 ein echter Bankskandal in Appenzell auffliegt: Ein Mitarbeiter der Kantonalbank hatte sich verspekuliert und zur Verschleierung der Verluste Geld veruntreut. Wie weiter?

Quelle: Firmenarchiv Appenzeller Kantonalbank

1932

Niklaus Senn, der Fachmann aus der (nahen) Ferne

Niklaus Senn ist ein brillanter Bankfachmann. Er könnte in der Finanzmetropole Zürich Karriere machen, doch er entscheidet sich für die schwierigere Aufgabe: Mit 38 Jahren wird der Wiler Direktor der schlingernden Appenzell-Innerrhodischen Kantonalbank. Er arbeitet den  Veruntreuungsskandal seiner Vorgänger auf und erobert das Vertrauen der Bevölkerung zurück. «Seine soziale Denkart hiess ihn auch im Schuldner einen ehrenwerten Menschen sehen», heisst es später in einem Nachruf. 1954 ernennt ihn die Landsgemeinde zum Militärdirektor – welch’ Ehre für einen Nicht-Appenzeller!

Quelle: Keystone-France via Getty Images

1939

Zweiter Weltkrieg und Generalmobilmachung

Am 1. September 1939 überfällt Nazideutschland Polen. Der Schweizer Bundesrat reagiert mit der Generalmobilmachung der Schweizer Armee. Mehr als die Hälfte der elf Mitarbeitenden der Appenzell-Innerrhodischen Kantonalbank tritt in den Aktivdienst, die Titelbestände der Bank werden evakuiert.

Quelle: Landesarchiv Appenzell I.Rh.

1942

Eine faire Finanzierung der Landwirtschaft

Im Weissbad wird noch mit Sense geheut – dafür mit Blick auf die Alp Sigel. Mittlerweile ist die Appenzell-Innerrhodische Kantonalbank der wichtigste Kreditgeber der heimischen Landwirtschaft. Noch im 19. Jahrhundert mussten sich viele Bauern über private Geldgeber finanzieren. Manche verschuldeten sich durch die «Zeddel» so hoch, dass sie Land und Gut verloren. Dieser Missstand war ein Hauptargument für die Gründung einer fairen und verlässlichen Kantonalbank 1900.

Quelle: Landesarchiv Appenzell I.Rh.

1954

Die erste Bankerin in Appenzell

1954 tritt Andrea Elser ihre Stelle bei der Appenzell-Innerrhodischen Kantonalbank an. Als  Direktionsassistentin unterstützt sie nicht nur Direktor Senn in administrativen Belangen, sondern übernimmt auch Bankaufgaben wie den Telefon- und Tresordienst oder die Abrechnung der Coupons bei Dividendenausschüttungen. Kurzum: Andrea Elser ist die erste Bankerin in Appenzell. Mit Genugtuung darf die heute 92-Jährige feststellen, dass Frauen mittlerweile die Mehrheit der 118
Mitarbeitenden der Appenzeller Kantonalbank stellen.

Quelle: Landesarchiv Appenzell I.Rh.

1955

Es geht aufwärts!

Nach dem Zweiten Weltkrieg blüht der Tourismus auf. Auch in Innerrhoden wird kräftig in die touristische Infrastruktur investiert – zum Beispiel 1955 in den Bau der Ebenalpbahn, der ersten der vier Innerrhoder Seilbahnen. Zur Finanzierung dieser Vorhaben ist es förderlich, dass Bankdirektor Senn auch Präsident des Kur- und Verkehrsvereins ist. «Als Bankdirektor erkannte er die Wichtigkeit dieses Erwerbszweigs für die innerrhodische Volkswirtschaft, weshalb er sich als Beamter wie als Privatmann mit ganzer Kraft für die Fremdenindustrie einsetzte.»[1]

[1] Nachruf im «Appenzeller Volksfreund».

Quelle: Landesarchiv Appenzell I.Rh.

1955

Eröffnung Agentur Haslen

Am 19. Dezember 1955 eröffnet die Appenzell-Innerrhodische Kantonalbank im «Anker» in Haslen eine Agentur. Dort wohnt auch der neue Agenturverwalter Meinrad Mazenauer. Dieser wird sich in den nächsten Jahrzehnten nicht nur in Bankgeschäften bewähren, sondern auch in der Brandbekämpfung – als Mitglied des Rettungscorps Haslen. Das gesellschaftliche Engagement ist
typisch für Angestellte der Kantonalbank: Noch heute betätigt sich jeder dritte Mitarbeitende ehrenamtlich.

Quelle: Landesarchiv Appenzell I.Rh.

1958

Neuer Haupt- und Wohnsitz

1958 entflieht die Appenzell-Innerrhodische Kantonalbank der Enge des alten Postgebäudes und bezieht einen Neubau an der Bankgasse 2. «Die neuen Räume präsentieren sich gut und haben sich seit der Eröffnung als praktisch und zweckmässig erwiesen», lautet der Kommentar im Appenzeller Volksfreund. Bankdirektor Senn bezieht mit seiner Frau die Wohnung über der Bank. Die Collage aus dem Jahr 1964 zeigt den Neubau mit Mitarbeitenden, u. a. Niklaus Senn (untere Reihe, rechts), Andrea Elser (neben Senn) und Bruno Dörig (untere Reihe, 4. v. l., damals «Stift», später Bankdirektor).

Quelle: Landesarchiv Appenzell I.Rh.

1961

Fast ein Fiasko: das «Berlinerdörfli» in Steinegg

In der Einzelhoflandschaft von Steinegg wirkt die Wohnsiedlung «Chappelihof» 1961 wie ein  Fremdkörper. Vielen Einheimischen ist sie ein Dorn im Auge, weil sie für deutsche Touristen geplant ist. Ein «Ausverkauf der Heimat» wird befürchtet, die Siedlung als «Deutschendorf» verschrien. Am Ende finden die Häuser kaum Käufer und die Kantonalbank droht, auf ihren Hypotheken sitzen zu bleiben. Doch dann hilft die Weltgeschichte: Als die DDR den Mauerbau beginnt, fliehen viele Berliner, einige nach Steinegg. Aus dem «Deutschendorf» wird das «Berlinerdörfli».

Quelle: Landesarchiv Appenzell I.Rh.

1962

Neubau Agentur Oberegg

Am 28. August 1962 wird in Oberegg die Eröffnung des neuen Agenturgebäudes gefeiert. Es bietet folgende Annehmlichkeiten: Warteraum, Schalterhalle – wobei «Halle» wohl etwas übertrieben ist –, Kassaraum, Sitzungszimmer, Tresoranlage und – wie so häufig – eine Mietwohnung für  Agenturverwalter Franz Zeller im ersten Stock. Arbeitsweg: 17 Treppenstufen.

Quelle: Appenzeller Volksfreund

1975

Sicherheit und Vertrauen trotz Ölkrise

Seit der Gründung ist die «Staatsgarantie» für die Appenzell-Innerrhodische Kantonalbank im Bankengesetz festgeschrieben. Das bedeutet, dass der Kanton für sämtliche Einlagen der Kantonalbank bürgt. Gerade in schwierigen Zeiten wie der Ölkrise verleiht die Staatsgarantie Sicherheit und Vertrauen. Bis heute.

Quelle: Firmenarchiv Appenzeller Kantonalbank

1976

Eröffnung Agentur Gonten

Am 18. November 1976 eröffnet die Appenzell-Innerrhodische Kantonalbank ihre dritte Filiale. Als Werbegeschenk gibt es ein «Sparkässeli». Wer in diesem 100 Franken angespart und 1977 aufs Sparkonto eingezahlt hat, kann heute dank Zinsen und Zinseszinsen rund 240 Franken abheben –  entweder am Bancomat in Gonten (die Agentur wurde 2004 wieder geschlossen), oder am Schalter in den Geschäftsstellen Appenzell, Haslen, Weissbad oder Oberegg.

Quelle: Firmenarchiv Appenzeller Kantonalbank

1980

Mittendrin statt nur dabei: Grümpeli Appezöll

Die Appenzell-Innerrhodische Kantonalbank ist eine Bank des Volkes für das Volk. Das spiegelt sich in ihrem finanziellen und persönlichen Einsatz wider. Beispiel Grümpeli Appezöll: Hier ist die Appenzeller Kantonalbank seit Jahrzehnten Sponsorin und aktive Teilnehmerin. Auch der spätere Bankdirektor Bruno Dörig verdient sich Anfang der 1980er-Jahre am Grümpeli die Sporen ab – mit mässigem Erfolg. Heute unterstützt die Kantonalbank jährlich rund 200 Anlässe in Sport, Kultur, Wirtschaft und Bildung.

Quelle: Firmenarchiv Appenzeller Kantonalbank

1985

Die Kantonalbank baut aus

In den 1980er-Jahren wächst die Schweizer Wirtschaft rasant. Endlich kann die Appenzell-Innerrhodische Kantonalbank lang aufgeschobene Bauvorhaben realisieren – allerdings nicht in Appenzell selbst, wo Einsprachen einen Neubau verhindern. Dafür erhält Weissbad 1985 eine neue Agentur, und in Oberegg erwirbt die Kantonalbank das Erdgeschoss eines stattlichen Neubaus (Bild), der im Stockwerkeigentum verkauft wird – ein Novum damals. 2011 erfolgt die Komplettsanierung der Filiale.

Quelle: Privatarchiv Hansueli Koster

1990

KUK: Vom Start-up zur Weltfirma

1990 ermutigt die Innerrhoder Regierung junge Fachkräfte, Firmen zu gründen und Arbeitsplätze zu schaffen. So gründen die Brüder Hansueli und Bruno Koster mit einem Startkredit der Appenzell-Innerrhodischen Kantonalbank die KUK Electronic AG, die sich auf massgeschneiderte elektronische Spulen spezialisiert. Die Investition zahlt sich aus: Heute beschäftigt KUK in Appenzell 200 und weltweit über 800 Mitarbeitende. So wie KUK tragen heute mehrere hundert Unternehmenskunden der Appenzeller Kantonalbank zum Gedeihen der heimischen Volkswirtschaft bei.

Quelle: Landesarchiv Appenzell I.Rh.

1994

Bücher für die Volksbibliothek

Am 24. Juni 1994 öffnet die Volksbibliothek Appenzell ihre Türen. Die Appenzell-Innerrhodische Kantonalbank überreicht dem Trägerverein einen Büchergutschein über 20’000 Franken und bleibt dieser wichtigen Bildungsinstitution bis heute verbunden. Apropos Kantonalbank: Diese verzeichnet erstmals eine Bilanzsumme von über einer Milliarde Franken.

Quelle: Landesarchiv Appenzell I.Rh.

1996

Neubau Hauptsitz Appenzell

Nach langen Diskussionen kann die Appenzell-Innerrhodische Kantonalbank 1996 ihren neuen Hauptsitz eröffnen. 5’500 Gäste kommen zum Tag der offenen Tür. Die Innerrhoder Tageschronik notiert: «Das Interesse aus Ausserrhoden war beträchtlich.» Ausserrhoden? Hintergrund ist, dass die angeschlagene Appenzell-Ausserrhodische Kantonalbank vor einer Übernahme durch die Schweizerische Bankgesellschaft (heute UBS) steht. Einige Ausserrhoder wollen jedoch nicht zur Grossbank wechseln, sondern bevorzugen einen Wechsel zur Appenzell-Innerrhodischen Kantonalbank.

Quelle: Firmenarchiv koller.team

2000

Neues Jahrtausend, neuer Name

Besonders eingängig war der Name «Appenzell-Innerrhodische Kantonalbank» nie, aber zur Unterscheidung von der «Appenzell-Ausserrhodischen Kantonalbank» schlichtweg nötig. Doch diese existiert nach der Übernahme durch die Schweizerische Bankgesellschaft nicht mehr. So beschliesst die Landsgemeinde am 25. April 1999 die Umbenennung ihres Instituts in «Appenzeller Kantonalbank». Mit diesem einleuchtenden Namen geht die Bank in ihr Jubiläumsjahr – und ins neue Jahrtausend.

Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv

2008

Immobilienkrise? Nicht in Appenzell Innerrhoden

2008 führt ein Immobilienboom in den USA verbunden mit spekulativen Schuldverschreibungen zur globalen Finanzkrise. Global? Nicht ganz. In Appenzell notiert die Tageschronik: «Trotz weltweiter Konjunkturkrise hervorragendes Jahreszwischenergebnis der Appenzeller Kantonalbank.»
Zwar verzeichnet auch Appenzell einen kleinen Immobilienboom. Registrierte man 1920 446 Immobilien (Bild), sind es 2008 vier Mal so viele – mehrheitlich finanziert durch Hypotheken der Appenzeller Kantonalbank. Zinsausfälle sind aber selten. Und spekulative Schuldverschreibungen?
Doch nicht in Appenzell!

Quelle: Stefan Rötheli

2009

Aus zwei mach drei

Die Appenzeller Kantonalbank wächst und wächst. Zwischen 1996 und 2009 verdoppelt sich ihre Bilanzsumme auf zwei Milliarden Franken. Es braucht mehr Platz. 2009 kann Bankdirektor Ueli Manser den umgebauten Hauptsitz samt Erweiterungsbau eröffnen. Dieser überzeugt durch seine «inneren Werte»: den freundlichen Empfang, das grosszügige Beratungscenter, die offenen Büros und eine attraktive Cafeteria für die Angestellten. Schliesslich will die Kantonalbank nicht nur für Kundinnen und Kunden, sondern auch für Mitarbeitende glänzen.

 

Quelle: Firmenarchiv koller.team

2018

Unverzichtbar: digitale Lösungen im Banking

2018 gehört die Appenzeller Kantonalbank zu den ersten Kantonalbanken, die TWINT anbieten. Auch im Arbeitsalltag der Mitarbeitenden der Appenzeller Kantonalbank sind Digitalisierung und spezielle Finanzsoftware nicht mehr wegzudenken. Nur so kann die Appenzeller Kantonalbank heute eine viermal höhere Bilanzsumme vorweisen als vor 30 Jahren – mit nur 50 Prozent mehr Mitarbeitenden.

2025

Happy Birthday, Appenzeller Kantonalbank!

Auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs kann die Appenzeller Kantonalbank ihren 125. Geburtstag feiern. Die Bilanzsumme beträgt über vier Milliarden Franken, der Geschäftserfolg 24 Millionen Franken. Davon profitiert nicht zuletzt der Kanton mit einer Ausschüttung von siebeneinhalb Millionen Franken jährlich. Das restliche Geld wird nicht als Millionenboni verteilt, sondern fliesst ins Eigenkapital, das gemessen an der Bilanzsumme höher ist als bei vielen Banken. «Unsere Strategie und Ausrichtung gehen auf», darf Bankdirektor Ueli Manser feststellen. Da kann man nur gratulieren!